Lachsgulasch

Logo der Bürgerinitiative "Gegen Gewässerverbauung in Sachsen"
 


Die folgenden Pressemitteilungen haben wir im Laufe der letzten Jahre zusammengestellt. Schicken Sie uns per e-Mail Presseartikel zum Thema Wasserkraft und Fließgewässerschutz aus Ihrer Region, wir werden sie hier gern veröffentlichen.


"Der teuerste Fischgulasch der Welt"
Darmstädter Echo vom 20.11.01 zurück zur Übersicht

"Viele halten Wasserkraftwerke für einen ökologischen Fortschritt, doch die Turbinen gefährden die Ansiedlung von Lachsen im Rhein"

Hier ein Video vom Lachsabfischen an der Elbe in Sachsen, dazu mehr und unser Bericht, mehr.


Das historische Datum ist manchen Anglern bis auf die Minute genau bekannt: Am 10. Juni 2000 um 14.28 Uhr schwamm der erste Lachs in die Video-Kontrollkammer der neu erbauten Fischtreppe an der Staustufe Iffezheim im Rhein. Seitdem haben 144 weitere Lachse die Aufstiegshilfe bei Rastatt genutzt, um zu den Laichgründen in den Nebenflüssen stromaufwärts wandern zu können. Doch in die Freude über den Erfolg an der 15 Millionen Mark teuren Anlage mischt sich ein herber Wermutstropfen. Irgendwann wandern die in den Nebenflüssen des Schwarzwaldes und der Vogesen groß gewordenen Junglachse, so genannte Smolts, stromab in den Atlantik.

Und weil sie dabei der stärksten Strömung folgen und die direkt in die Turbinen der Kraftwerke führt, werden sie dort zerhackt - "zum teuersten Fischgulasch der Welt", wie Dr. Rainer Berg von der Fischereiforschungsstelle in Baden-Württemberg sagt. "Ja, man hat die Turbinenproblematik bislang noch nicht so intensiv betrachtet und erst jetzt richtig im Blick", räumt die Biologin und Vize-Geschäftsführerin der Internationalen Kommission zum Schutze des Rheins, Anne Schulte-Wülwer-Leidig, ein. Diese "Problematik" hat es in sich: Nach einer Studie niederländischer Wissenschaftler sterben in den Turbinen am Niederrhein "pro Wasserkraftanlage oft mehr als 10%" der zum Meer wandernden

Smolts. Bei Aalen, die vom Rhein in die Sargasso-See vor den USA wandern, um dort zu laichen, liegt die Sterblichkeit in den drei niederländischen Rheinkraftwerken sogar bei bis zu 25 Prozent je Anlage. "Wasserkraftwerke beeinträchtigen die Entwicklung einer Fischpopulation beachtlich oder machen sie sogar unmöglich", warnte der Niederländer Weil Muyres auf einer Tagung der Schutzkommission Ende Oktober in Karlsruhe. "Eine kurzfristige Lösung für das Problem gibt es derzeit nicht", räumt Schulte-Wülwer-Leidig ein. Langfristige Abhilfe wäre zumindest auf der baden-württembergischen Seite des Oberrheins möglich. Das Land fördert Großwasserkraftanlagen,


um den Ausstoß von Treibhausgasen bei herkömmlichen Kraftwerken entgegenzuwirken. "Das ist sinnvoll, wenn diese Großanlagen dann zugleich auf fischfreundliche Turbinen umgerüstet und Kleinstanlagen in den Nebenflüssen zurückgebaut werden", sagt Berg. Seine Forderung ist verständlich: Während bis zum Jahr 2020 die insgesamt neun weiteren Sperren im Ober- und Hochrhein bis Basel mit Fischpässen ausgebaut werden sollen und der Strom damit zu einer Art Autobahn für Wanderfische wird, fehlen ihnen allerdings die "Ausfahrten" zu den Laichgründen in den Rheinnebenflüssen; weil diese mit Hunderten von Kleinstwasserkraftanlagen verbaut sind. Für den Rück- oder Umbau

dieser auch aus der Sicht des Bundesumweltamtes zumeist ökologisch fragwürdigen Anlagen fehlt es laut Berg aber am politischen Willen. Die Nebenwirkungen der angeblich sauberen Wasserkraft haben inzwischen auch der Betreiber von E-ON Wasserkraft GmbH und der Turbinenhersteller Voith Siemens Hydro Power Generation GmbH entdeckt. Die Unternehmen unterstützen nicht nur die Entwicklung fischfreundlicher Turbinen, an denen der Wasserbauer Theodor Strobl an der Technischen Universität München forscht. Gefördert wird von ihnen auch ein Projekt, das die Fischsterblichkeit am Wasserkraftwerk Main-Dettelbach untersucht. Die bisherigen Ergebnisse sind erschreckend: Für bis zu 28 Prozent aller Aale endet

der Weg durch die Turbinen in Dettelbach mit dem Tod. Die Verletzungsraten bei Fischen über 10 Zentimeter Länge liegen im Mittel bei 30 Prozent, sagt der an der Untersuchung beteiligte Fischereibiologe Manfred Holzner von der TU München.
Als Nebenfluss des Rheins gilt der Main als weiterer potenzieller Lachsfluss. Der Fluss ist jedoch durch nicht weniger als 29 Wasserkraftanlagen zur Energiegewinnung unterbrochen. Mehr als 10 Millionen Mark wurden bereits in den lachsgerechten Ausbau der in den Main mündenden Kinzig investiert. "Sie können sich selbst ausrechnen, welcher Prozentsatz an Wanderfischen noch lebend im Rhein ankommt", sagt Holzner.



Senden Sie Ihre E-Mail mit Fragen oder Kommentaren
zu Inhalten dieser Website an:
buergerinitiative@fliessgewaesserschutz.de
und alle Anfragen zum Webauftritt an:
webmaster@vogtland-treff.de
Copyright (c) Bürgerinitiative "Gegen Gewässerverbauung in Sachsen"